Einblick in den Kita-Alltag (2):

In unserem pädagogischen Alltag gehört es fest dazu, dass wir die Kinder dazu anhalten, nicht einfach Hilfe zu erwarten, sondern „Bitte helfen“ zu sagen, wenn sie etwas nicht alleine schaffen.

Eltern reagieren meist erfreut-überrascht,
es gibt aber auch Eltern, die befremdet fragen, wenn die Kinder das mit nach Hause nehmen und erzählen.

Der Grund dafür, dass wir die Kinder stetig daran erinnern, um Hilfe zu bitten und nicht stumm dazustehen, hat nichts mit Höflichkeitserziehung zu tun.
Es ist schlicht eine Form von Präventionsarbeit im Alltag.

Natürlich helfen wir auch ohne „bitte helfen“ (kein Kind wird gezwungen, es zu sagen), aber wir erinnern daran.

Die Kinder bekommen so ein Gefühl dafür, dass (sie):
1. um Hilfe bitten dürfen.
2. in uns Ansprechpartner haben
3. ihnen geholfen wird, auch wenn sie nichts sagen, uns aber wichtig ist, dass um Hilfe bitten, normal ist

Es wird für sie gewohnt, um Hilfe zu bitten und sie lernen unbewusst, dass um Hilfe bitten eben hilft.
Ein Beispiel, wie das ablaufen kann:

Wir ziehen uns an.
Ich bemerke, dass ein Kind es nicht allein schafft, lasse es aber erstmal weiter probieren.
Wenn ich merke, dass es in Frust bis Verzweiflung kippt, frage ich: „Brauchst du Hilfe?“

Manchmal nickt das Kind, manchmal nicht.
Geholfen wird.
Aber mit der Anmerkung: „Dann sag ,helfen bitte‘ oder ,helfen‘. Sonst wissen wir nicht, dass du Hilfe brauchst.“ oder auch „Du darfst um Hilfe bitten.“

Die meisten Kinder kommen früher oder später und bitten um Hilfe und alle, die das tun, sind sehr stolz darauf.
Es mag albern wirken, unnötig, vielleicht kleinlich von uns - als würden wir Macht ausüben wollen.

Verweigerten wir den Kindern, die nicht um Hilfe bitten, unsere Hilfe, stimmte ich dem auch zu.
So ist es ein kleiner Baustein im Konzept: „Kinder schützen, indem wir sie stark machen.“
Nachtrag:

Sagt ein Kind „Nein“ zu einem Hilfsangebot, wird auch das akzeptiert.

Wir bleiben präsent, aber sagt das Kind ganz klar „Nein“ auf die Frage, ob es Hilfe braucht, ist es übergriffig, trotzdem zu helfen.

Dem Kind wird so seine Selbstwirksamkeit genommen.
Ein Bewusstsein für die Selbstwirksamkeit ist indes einer der Hauptschutzfaktoren vor Täter*innen jeder Art.
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