Da ich gestern Abend wieder meinen "Spaß" mit einem Gewalttäter hatte, der - wie so häufig - seine Griffel an einer Frau hatte, will ich die Gelegenheit nutzen hier noch einmal daran zu erinnern, was jede/r von euch tun kann - ohne sich selbst zu gefährden:
1. Wenn ihr Hilferufe oder ähnliches hört, hört nicht weg. Menschen schreien in der Regel nicht ohne Grund.
2. Ist der Wortlaut eindeutig ("Fass mich nicht an", "Lass mich los",....) gilt es umso mehr zu handeln.
3. Ihr braucht nicht viel. Ein Handy reicht.
4. Wenn es die Situation zulässt, versucht diese grob abzuschätzen. Wer ist beteiligt? Wie viele? Lassen sich Täter und Opfer erkennen?
5. Nähert euch einem Tatort vorsichtig. Wenn ihr nicht abschätzen könnt, ob Gefahr für euch besteht, bleibt im Zweifel lieber auf Distanz.
6. Für den Fall, dass ihr es zur Situation schafft:

Sprecht immer das Opfer an ("Ist alles in Ordnung?" "Bist du verletzt?" "Brauchst du Hilfe?")

NIEMALS DEN TÄTER.

Ausnahme: Ihr seid wie ich einfach nur hirnverbrannt und wollt den Täter proaktiv herausfordern.
Das kann sich manchmal anbieten, insbesondere, wenn ihr in der Gruppe unterwegs seid, der Täter aber alleine.

In der Regel gilt: Ihr wisst nicht, wer stärker ist, ob der andere bewaffnet ist usw.

Also wahrt Distanz. Wegrennen ist im Zweifel keine Schande.
7. Nie den Grundsatz vergessen: Eigenschutz vor Fremdschutz. Ihr wollt helfen und nicht selber mit einem Messer im Bauch im Krankenhaus landen.
8. Ergibt sich auch nur der Verdacht, dass etwas nicht in Ordnung ist: Wählt den Notruf. Siehe Schritt 3. Das Handy ist in der Hand. Und zwar entsperrt. Keiner hat Zeit auf dem Lockscreen rumzufummeln, wenn das Chaos losbricht oder ihr rennen müsst.
9. Gebt dort immer erst die Adresse durch und schildert dann knapp was los ist. Lasst euch nicht abwimmeln oder verschaukeln. Wenn ihr Beobachtungen gemacht hab (Verletzungen, Waffen!), gebt das mit durch.
10. Details: Ihr müsst nicht den Helden spielen und irgendwen verprügeln. Die beste Hilfe ist es, wenn ihr den Einsatzkräften die Arbeit erleichtert.

Merkt euch Dinge wie: Kennzeichen des KFZ, Aussehen der Beteiligten, Kleidung, Fluchtrichtung, äußerliche Auffälligkeiten.
11. Und zum Abschluss noch einmal: Habt keine Hemmungen, Hilfe zu holen.

Am Ende wird alles als Beziehungsstreit abgetan, es kommt nichts dabei raus? So what! Ihr hattet jeden Anlass das erstmal überprüfen zu lassen.

Und habt dem Opfer damit mglw. schlimmeres erspart.
Bei mir hieß das konkret:

Frau schreit um Hilfe. Szene findet im Auto statt. Annäherung von der Beifahrerseite. Frau mit Kopf auf Wählhebel, Typ ist aggressiv, sie schreit.

Auf Ansprache reagiert sie nicht. Typ droht mir.
Ich konnte die Situation nicht abschätzen, bin unbewaffnet. Um den Typen zu rasieren hätte ich auf die andere Seite (und damit auf eine stark befahrene Straße) des Fahrzeugs gemusst.

2 Schritte zurück, aus dem Sichtfeld des Aggressors. Notruf.
Durch das Kennzeichen und die Angabe "Carsharing XY" konnte die Polizei trotz der schnellen Wegfahrt des Fahrzeugs ermitteln: Wo ist die Karre (GPS überwacht) und wer sitzt vermutlich drin (Daten der Buchung).
Entsprechend haben die auf dem Weg zum Wohnort des Mieters Leute postiert. Weit gekommen sind die nicht. Ich hatte meine Aussage noch nicht unterschrieben, da kam schon die Rückmeldung "Wir haben die Frau".
Zum Schluss bedankte sich eine Polizistin dafür, dass ich entsprechend wachsam war.

Was nicht anderes bedeutet hat, als meinen Hintern von der Couch zu bewegen und einmal nach dem rechten zu sehen.
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