Liebe @AGlyptothek,
ich weiß nicht, was die von mir sehr geschätzte Kollegin Fendt in der Vorlesung erzählt hat, aber Euren Facebook-Post zum gleichen Thema kann man wirklich nicht ernst nehmen.

[kleiner Thread, kurzer Rant]

"Waren Herakles oder Achilles schwarz?" An Heroen, d.h. vorstellungsmäßige Figurationen gestellt, ist diese Frage eher geeignet, rassistische Kategorien zu verfestigen. Nicht spricht dafür, dass antike Zeitgenossen das Kriterium 'Rasse' überhaupt an Heroen herangetragen hätten.

Ähnlich subtil wie Ihr haben jene Autoren gefragt, die sich dafür interessierten, ob antike Götter (und "die Griechen" überhaupt) blond waren. Sieglins untenstehendes Buch erschien übrigens 1935 in einem einschlägigen Verlag, war aber wohl schon unter Wilhelm II. entstanden...

Als die attischen Vasenmaler von schwarz- auf rotfigurige Malweise umstellten, dachten sie da etwa, Herakles und Achill seien Rothäute geworden? Und wie versteht Ihr Eure eigene Amphora des Andokides-Malers, auf der Herakles in beiden Techniken abgebildet wird?

Halbgares wird übrigens nicht dadurch reflektierter, dass man von einer "sehr spannenden Ausgangslage" schwadroniert. Bezeichnenderweise insinuiert Euer FB-Post, dass hier vieles sehr grundsätzlich überdacht werden müßte, traut sich aber mit keiner klaren Aussage aus der Deckung.

Wenn das eine provokante Social-Media-Strategie sein soll, läuft sie auf Mystifizierung im Dienste peinlicher Relevanzhascherei hinaus. Dabei habt Ihr doch selbst die Arbeiten der wunderbaren Marian Maguire gezeigt, die in wirklich kluger Manier...

https://www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/index.php/de/jevents-alle-kategorien/Eventdetail/29/48,78/herakles-in-neuseeland-bilder-von-marian-maguire

...die Verflechtung von antiker Vorstellungswelt, europäischem Kolonialismus & Maori-Kultur erkundet hat. Da braucht man doch nicht die Brücke von schwarzfiguriger Vasenmalerei zur #blacklivesmatter zu schlagen - bzw. an den Haaren herbeizuziehen.

[End of thread. Nix für ungut]