Die @unihh hat ein Campusrundgang-Video hochgeladen: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/37961. Wie auch das letztjährige Uni-Jubiläum ist es geprägt von bewusster und aktiver Geschichtsvergessenheit. Hier nun ein kleiner Rundgang "[m]it spannenden Fakten, Wissenswertem aus der Historie" ...
Das Uni-Hauptgebäude wurde 1911 erbaut. Die Uni aber doch erst 1919 gegründet?🤔 Achja: direkter Vorläufer der Uni war u.a. das Kolonialinstitut. Hier gingen rassistische Wissenschaft und deutsche koloniale Wirtschaftsinteressen Hand in Hand.
Hier also der Kuppelsaal des Kolonialinstituts. Die 7 Hörsäle sind heute nach im NS-Regime vertriebenen und ermordeten WissenschaftlerInnen der UHH benannt. Dieser nach Agathe Lasch: 1. dt.e Germanistikprofessorin, Jüdin, nach Riga deportiert und dort am 18.8.1942 ermordet.
Die geisteswiss. Fächer sitzen auch hier, aber hauptsächlich im Philturm (und derzeit im Ü35, am anderen Ende der Stadt). Die Flügel sind Schenkungen des Immobilienkaufmanns und Mäzens Helmut Greve (*1922), dessen Wikipedia-Bio ominöserweise (wie bei so vielen) 1946 beginnt.
Okay wir gehen hier längs und nicht über die Edmund-Siemers-Allee. So kommen wir nicht am Platz der Jüdischen Deportierten vorbei: einst zentrale u. gut einsehbare Sammelstelle, von der aus als Jüd*innen Klassifizierte v.d. Nazis in Ghettos u. Vernichtungslager deportiert wurden.
Stabi. Bennant nach Carl von Ossietzky, pazifistischer Journalist und Schriftsteller ("Die Weltbühne"). Am 4.5.1938 a.d. Folgen von Folter u. KZ-Haft verstorben. Die Stabi beteiligte sich willig an den Bücherverbrennungen, 1933 vom NS-Studentenbund u. Korporierten organisiert.
Audimax. Hier treten nicht nur Otto, AC/DC und der Unipräsident auf. Im Foyer gibt es eine Plakette für die stud. Mitglieder des HHer Zweigs der Weißen Rose, die wg ihres Widerstands gg das NS-Regime ermordet wurden. 1967 stud. Protest: "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren".
Der Philturm wird renoviert, weil jahrzehntelang kein Geld da war, auszubessern. Das wäre vmtl. ewig so weiter gegangen, wäre nicht die Betriebserlaubnis erloschen. Die Renovierung verzögert sich, die Sprinkenhof AG (eine Public-Public-Partnership) spielt dabei keine gute Rolle.
U.a. FB Sozialökonomie. Vorher Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP). Offener Hochschulzugang, als linke Kaderschmiede verschrien. Wie Philturm, Erz.wiss. u. Pferdestall Ort stud. Protests. Vom rechten CDU-FDP-Schill-Senat i.d. UHH eingegliedert. Wandgemälde zu jüd. Leben.
Der Allende-Platz. Benannt nach dem sozialistischen Präsidenten Chiles, der 1973 zu Freude der "freien Welt" von faschistischen Militärs aus dem Amt u. in den Tod geputscht wurde. Daneben der Joseph-Carlebach-Platz, benannt nach HHs Oberrabiner, am 26.3.1942 nahe Riga ermordet.
Pferdestall. Hier gab es wirklich mal 🐎. Und Ernst Cassirer, 1. jüd. Rektor einer dt.en Uni u. überzeugter Demokrat, lehrte hier. Er floh vor den Nazis, seine Professur (Philosophie) wurde in "Rassenbiologie" umgewidmet. Spätfolge der 🐎: krebserregende Napthalin-Ausdünstungen.
"Lange jüdische Tradition". Das klingt besser als zu sagen, dass diese Tradition durch Drangsalierung und Ermordung durch die Nazis jäh abbrach. Und dass hier die Bornplatzsynagoge stand: 1938 angezündet, auf Kosten der jüd. Gemeinde abgerissen. Immer am 9.11.Gedenkveranstaltung.
Und wer sich für Kolonialgeschichte und deren Aktuakität und für hamburgische Universitätsgeschichte interessiert, der*dem möchte ich gern ans Herz legen, (falls Ihr es noch nicht tut) diesen beiden Hamburger Historikern zu folgen: @juergenzimmerer und @gbzimme.
You can follow @SWeinmeier.
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