Rassismus und Solidarität - eine etwas anders ähnliche Perspektive

1994 bin ich zum Studieren nach DE gekommen. Das Ziel war sich etwas anzueignen und zurück zu gehen. Diese Option war immer im Hinterkopf, so dass sie in Rassismusfällen zum Anker im Alltag wurde.

Thread 👇🏾
2)
Ich erspare euch alle mögliche Erniedrigungen und Übergriffe, die bis heute leider anhalten. Bis auf 3 davon:
3)
- Einmal auf der Wiese eines Sees in Hildesheim Nähe meinem Studi-Wohnheim wurde ich plötzlich aus dem Nichts von einem Dobermann angegriffen, der mich in meinen Schritt beißen wollte. Gefühlte 10 Minuten.
4) Der Besitzer rief seelenruhig seinen Hund zurück: "lass das. Er ist genauso schwarz wie du. " Ich hatte Todesangst. Die anderen, drum herum, Studenten wie andere, lachten laut.
5)
In Schweinfurt bei einem Sommerjob für einen Kataloghersteller lehnten alle Deutschen die Arbeit an einem Band ab. Nur Schwarze und Türken waren für diese Arbeit eingeteilt: An diesem Band kriegte man jedesmal einen elektrischen Schlag.
6) Die Firma ließ uns lieber die Schläge bekommen, anstatt das Band zu reparieren.
7)
Nach 1 Picknick mit Freunden in Hildesheim wollten wir die Strasse überqueren (ca. 20h). Weit und breit kein Auto. Geschaut, getan. Aus der Dunkelheit kam plötzlich ein Wagen geschossen, ohne Licht, der meine Ferse leicht berührte. Das war versuchter Mord!
8)
Nun kommt's. Das alles habe ich überwinden können, weil ich mir in meinem Hinterkopf sagte, ich sei hier nur für eine begrenzte Zeit.
9)
Das Schlimme ist nicht nur das Erlebte. Das Schlimme ist auch die eigene Umwelt, z. B scheinbare Woke weiße Personen, die null Interesse, dies zu hören. Oder suggerieren, wir würden dabei Sachen falsch interpretieren.
10)
Ich lebe seit 26J hier und habe mich damit abgefunden. Weil ich im Hinterkopf eine Fluchtmoglichkeit habe.

Was ist also mit den BPoC, die kein anderes Land kennen? Die sich nur mit Deutschland identifizieren können? Wie gehen sie mit so was im Alltag um? Jahrzehnte lang.
11)
Noch weiter: Wenn es schwarze Frauen sind? Gegen das Patriarchat erst mal. Dann den Rassismus. Auch gegen weiße Frauen. Und dann alles vielleicht im Job.
12)
Die Sache weg lächeln funktioniert irgendwann nicht mehr. Wir werden langsam tot ernst, weil es einfach belastend wird und keiner hört ernsthaft zu. Das bisschen Zustimmen reicht uns nicht.
13)
Und dann kommt die eine oder der andere und verlangt, dass wir uns leise mit ihrem Wortschatz beschweren, damit sie sich in ihrer Konfortzone nicht zu unwohl fühlt.
14)
Ja, es geht um deren Konfortzone. Nicht um unser Wohlergehen.
Gib Respekt. Dann bekommst Du Respekt zurück. Ist eine simple Regel.

Ende!
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