die sich vor Kurzem noch empört hat, als die USA deutsche Studierende nicht einreisen lassen wollten, wenn die keine Präsenzpflicht nachweisen konnten. Es zeigt auch eine absolute Ignoranz gegenüber den Formen der Online-Lehre, die wir an den Unis im seit dem letzten Semester 2/
improvisieren müssen. (Ich sage „müssen“, weil der einzige Grund für die Notwendigkeit der Improvisation ist, dass wir an deutschen Unis pro Veranstaltung viel zu viele Studierende in viel zu wenigen und viel zu kleinen Räumen unterrichten müssen. 3/
Ich hatte im letzten Semester Austauschstudierende in meinen Online-Seminaren, die (damals wegen allgemeiner Reisebeschränkungen) nicht nach Deutschland kommen konnten. Die saßen dann zu Hause um 22:00 Uhr, 4:00 Uhr und ähnlichen Zeiten vor ihren Rechnern, um an den 4/
Veranstaltungen, Sprechstunden, Arbeitsgruppen usw. teilzunehmen. Das sind für die meisten Menschen keine Zeiten, zu denen sie geistig sehr aufnahmefähig sind (no chronotype shaming, aber es ist nun mal so). 5/
Aber das ist nur das offensichtlichste Problem. Subtiler ist die Tatsache, dass Online-Lehre kein Fernstudium ist. Wir geben uns viel Mühe, um soviel (sichere) Präsenz wie möglich anzubieten, auch in Veranstaltungen, die grundsätzlich „online“ durchgeführt werden. 6/
Außerdem haben wir physische Bibliotheken mit physischen Büchern, Studierende sollen die Möglichkeit haben, uns und einander (unter Einhaltung von Hygieneregeln) persönlich in Sprechstunden und Referatsgruppen kennen zu lernen und zu unterstützen. 7/
Schließlich ist es auch eine psychische Belastung, monatelang den ganzen Tag nur per Videokonferenz oder für sich allein am Schreibtisch zu lernen. Wenn man dann noch als einzige*r 10000 km von allen anderen entfernt mitten in der Nacht am Schreibtisch sitzt, wird diese 8/
Belastung unerträglich. Ganz davon abgesehen, dass ein Auslandsstudium nicht nur dem Lernen, sondern auch der direkten Erfahrung einer anderen Kultur dient. Die Leute bereiten sich darauf teilweise jahrelang vor, investieren viel Geld, vermieten für die Zeit die eigene 9/
Wohnung. Das alles zu ignorieren, obwohl man es vor ein paar Wochen für deutsche Studierende noch unerträglich fand, und die ausländischen Studierenden wie Lernroboter zu behandeln, die man einfach ans Internet anschließen kann, ist schlicht Rassismus. 10/10
PS. @FU_Berlin, ich erwarte, dass das Präsidium hier Protest einlegt. Wenn nicht, werde ich alle meine Veranstaltungen in Präsenz abhalten, notfalls im Freien in den Innenhöfen der Rostlaube. (Haha, „Freie“ Universität Berlin mal anders.)
Wenn du so rassistisch bist, dass du dich noch nicht mal gegenüber Mittelschichtkindern aus China, Japan oder Russland beherrschen kannst, dann bist du CDU.
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