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Da immer wieder falsche "Statistiken" geteilt werden, wie wenig Musiker*innen am #streaming verdienen, mal ein paar grundsätzliche Bemerkungen in einem Thread.
Zunächst: Pauschale Behauptungen, wie wenig Cent-Bruchteile Musiker*innen per Stream erhalten,
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oder wieviele Streams nötig sind, um den Betrag X zu erzielen, sind im Grunde immer Quatsch und jedenfalls fehlerhaft.
1. Die Streamingdienste zahlen zwischen ca. 60 und max. 70% an die Rechteinhaber (!) aus. Wieviel davon bei den Musiker*innen landet, ...
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hängt von deren Verträgen mit ihren Labels, Verlagen etc. ab. Ich habe etliche Streamingabrechnungen gelesen, und es gab keine zwei, aus denen man identische Auszahlungsbeträge per Stream hätte herauslesen können.
2. Es gibt im Wesentlichen zwei Variablen ...
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in den Abrechnungen der Streamingdienste:
a) wie hoch waren die Einnahmen im jeweiligen Abrechnungszeitraum (= wieviele Abonnent*innen, wieviele Werbeeinnahmen)?
b) wieviele Tracks wurden im Zeitraum gestreamt?
Daraus ergibt sich: Es kann keine pauschalen
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Summen pro Stream geben.
3. Wie gesagt: was von dem Geld bei den Musiker*innen (unterschieden nach Ausführenden und Komponist*innen bzw. Songwriter*innen) landet, hängt von deren Verträgen mit ihren Labels und Verlagen ab, nicht von den Streamingdiensten.
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Vereinfacht kann man sagen: Die Musiker*innen bekommen viel zu wenig, und die Labels und Verlage bekommen viel zu viel. Ergo: Handelt bessere Verträge mit den Rechteinhabern aus, statt euch über zu geringe Bezahlungen durch Streamingdienste zu echauffieren!
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Man kann dies auch an einer ganz simplen Rechnung festmachen: Spotify, also der weltgrößte Musikstreamingdienst, hat praktisch kaum je ein Quartal mit Gewinn abgeschlossen, in aller Regel schreiben sie hohe Millionenverluste. Klar, das hat auch mit
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Expansionskosten zu tun, aber dennoch sollte es zu denken geben.
Gleichzeitig bekommen die meisten Musiker*innen aus dem Streaming nur geringe Einkünfte. Dabei muß man aber berücksichtigen, daß deren Musik eben meistens auch kaum abgerufen wird. Wer nur
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paar 1000 Streams hat, kann kaum hohe Einnahmen erwarten. Das ist wie bei den CD-Verkäufen - wer weniger als 1.000 CDs verkauft, verdient auch kaum etwas... Und die Charts-Musiker*innen mit millionenfachen Streams bei Spotify & Co. verdienen gutes Geld...
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Vor allem aber:
Seit das Musikstreaming "groß" ist, schreibt die Musikindustrie wieder Rekordgewinne. Und zwar dank des Streamings.
2019 kamen erstmals mehr als die Hälfte der globalen Einnahmen der "Recorded Music" aus dem Streaming: 11,4 Mrd. US$!
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Das sind 56,1% der Umsätze der Plattenfirmen.
Daraus resultieren extrem hohe Gewinne.
EBITDAs 2019 z.B.:
Universal Music 3,325 Mrd. € (plus 21,5%!)
Sony Music 1,28 Mrd. US$ (12 Monate bis März 2019)
BMG 138 Mio. €
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Fazit: Kern des Problems ist die ungleiche Verteilung der Streamingeinnahmen zwischen Rechteinhabern und Musiker*innen. Das Gejammere über das Streaming ist fehl am Platz, die Musiker*innen müssen für einen faireren Anteil am digitalen Kuchen kämpfen!
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