Ich war gestern Nachmittag in der Mohrenapotheke und habe eine sehr reflektierte und gesprächsbereite Inhaberin kennengelernt, die selbst bei der #BlackLivesMatter -Demo war. Trotzdem hat sie zuerst mit Abwehr auf die Forderung nach Umbenennung reagiert. Warum? Thread. 1/
Teresa Marosi, eine Frau, die sich früher engagiert hat, die sagt "Sexismus und Antisemitismus, das waren immer meine Themen", auch aufgrund der jüdischen Familiengeschichte. Die sagt, vielleicht ist es an der Zeit, jetzt diesen Kampf zu unterstützen. 2/
Die sagt, "ich glaube, dass es an der Zeit ist, negativ behaftete Worte, die diskriminierend auf Menschen wirken, zu verändern". Die den Mohren nach ihrer Übernahme der Apotheke 2012 aus eigenem Antrieb aus dem Logo verbannte, weil sie ihn nicht mehr zeitgemäß fand. 3/
Viele dem Wunsch nach Umbenennung ihres Geschäfts/Produkts so aufgeschlossen gegenüberstehende Unternehmerinnen werden nicht leicht zu finden sein, fürchte ich. Trotzdem fühlte sie sich am Anfang in eine Abwehrhaltung gedrängt und sagte erst einmal: nein. Warum? 4/
Weil sie sagt, sie fühlte sich von der Petition von einem Tag auf den anderen persönlich angegriffen und in die Ecke gedrängt. Ich hatte den Eindruck, sie fühlte sich vor allem aufgrund ihres Selbstverständnisses von dem Rassismus-Vorwurf verletzt. 5/
Nach ein paar Tagen fing sie sich, entfernte den Mohren aus dem Schaufenster, ersetzte ihn mit einer Infotafel und traf sich mit @MissNtwa und @noomi_anyanwu. "Genau der positive Dialog, den ich mir von Anfang an erwartet hätte", nennt sie das Gespräch. 6/
Ohne diesen Dialog hätte sie, so mein Gefühl, eher nicht zugestimmt, den immerhin 670 J. alten Namen zu ändern. Das ist ja nicht nichts, das ist ein ziemlicher Aufwand, nicht nur ein Schildertausch. Jetzt tut sie es, gegen den Willen vieler Kundinnen. Was ich damit sagen will? 7/
Ich bin überzeugt davon, dass über als diskriminierend wahrgenommene Bezeichnungen ein Diskurs geführt werden muss, völlig egal, ob das alle so sehen oder nicht (eher nicht). Wer sich beleidigt fühlt, hat das Recht darauf, ernst genommen und nicht lächerlich gemacht zu werden. 8/
Die Betonung liegt aber auf Diskurs. Selbst eine Online-Petition kann schon Menschen beleidigen und in den inneren Widerstand treiben. Selbst reflektierte Menschen wie Frau Marosi. Sie selbst sagt, das Hickhack hätte man sich sparen können, hätte man das anders gespielt. 9/
Ich will hier niemandes Handeln bewerten. Ich fand es nur spannend, die Geschichte erst von außen zu verfolgen und dann Frau Marosis Sicht erzählt zu bekommen. Und dass sich auch immer wieder zeigt, dass jeder Mensch, egal wie reflektiert, blinde Flecken hat. Fragt mal mich. 10/
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