#OnThisDay #twitterstorians Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die Sowjetunion.

Der 22. Juni markiert gleichzeitig den Jahrestag des sowjetischen Unternehmens #Bagration im Jahr 1944, das zur größten Niederlage der deutschen Militärgeschichte führte. Ein Thread /1 https://twitter.com/FritzBauerInst/status/1274989499894947845
Am 22./23. Juni 1944 begann die Rote Armee ihre bislang größte Offensive an der Ostfront gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte im heutigen Belarus. (Für eine gute Karte: https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/der-zweite-weltkrieg/204436/karten-kriegswende?show=image&k=7 @bpb_de) /2
Die Wehrmacht hatte zwar eine große sowjetische Sommeroffensive erwartet. Den Angriffsschwerpunkt vermuteten die Deutschen jedoch weiter südlich. Innerhalb weniger Tage durchbrach die Rote Armee die vorderen deutschen Stellungen und schloss große Wehrmachtsverbände in /3
sog. Festen Plätzen wie Vitebsk oder Mogilёv ein. Den Eingeschlossenen wurde ein Rückzug zumeist verboten. Sie sollten gleich "Wellenbrechern" den sowjetischen Angriffsschwung mindern. Vitebsk etc. wurden so zu kleinen Stalingrads. Anstatt sich aber /4
mit den eingeschlossenen deutschen Truppen aufzuhalten operierte die Rote Armee weiter in die Tiefe. Auf deutscher Seite brach militärische Kohäsion und Kommunikation vielerorts zusammen. Konfusion, Panik und Resignation bestimmten das Bild in den Generalstäben. Wo sich /5
Wehrmachtsverbände mit oder ohne höheren Befehl doch zurückzogen materialisierten sich auf den Rückzugsstraßen vielfach die Schreckbilder, die man im deutschen Militär mit unkontrollierten Rückzugen verband. Das Kriegstagebuch der 9. Armee dazu: "In einzelnen Gruppen /6
aufgelöst, abgerissen, vielfach ohne Waffen, manche barfuß,[...] zahlreiche Verwundete unter ihnen, seit Tagen ohne Verpflegung und fast ohne Schlaf,[…] seelisch und körperlich schwer mitgenommen – so zieht jetzt ein fast endlos scheinender Zug von […] Soldaten […] nach /7
Südwesten, um zum zweiten Mal der feindlichen Umklammerung zu entrinnen.“ Zuerst bei Bobrujsk, dann bei Minsk wurden schließlich auch diejenigen Teile der Heeresgruppe Mitte, die versucht hatten, sich zurückzuziehen, von den schnellen Verbänden der Roten Armee eingekesselt. /8
Erst Anfang August 1944 brachte die Wehrmacht die sowjetische Offensive durch einen Gegenangriff bei Warschau zum Stehen. Bis dahin hatte die Wehrmacht höhere Verluste erlitten, als in allen anderen Schlachten zuvor, allgemein ist von der "Zerschlagung der /9
Heeresgruppe Mitte" die Rede. Sie markiert eine bedeutende Station auf dem Weg zur deutschen Kriegsniederlage.

Nicht zuletzt fand die deutsche Besatzung in Belarus, die bis dahin schätzungsweise 1,6-1,7 Mio. Menschen den Tod gebracht hatte (vgl. Gerlach, Kalkulierte Morde) /10
durch sie ein Ende. Noch Wochen vor Beginn "Bagrations" ließen Wehrmachtsverbände tausende Zwangsevakuierte vorangegangener Rückzüge, die sie als "nutzlose Esser" deklariert hatten, in frontnahen Lagern verhungern. Die jüdische Bevölkerung von Belarus hatten die Deutschen bis /11
dahin zu großen Teilen ermordet. Durch die sog. Aktion 1005 versuchten Sonderkommandos angesichts der nahenden Roten Armee die Mordstätten wie Malyj Trostenec unkenntlich zu machen (Vgl. Angrick, "Aktion 1005"). /12
Verglichen etwa mit #Stalingrad oder dem #DDay erfährt die Niederlage der Wehrmacht in Belarus nachwievor erstaunlich wenig Aufmerksamkeit. Ihrer historischen Bedeutung wird dies nicht gerecht. /Ende
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