"Die Politik hört auf #Virologen, warum nicht auch auf die #Klimaforscher" - sowas hört man jetzt oft. Das hinkt mE an mehreren Stellen und zeigt ein merkwürdiges Verständnis von wissenschaftlicher Politikberatung. Ein paar Gedanken dazu (1/n)
Politik sollte nicht AUF die Forscher hören, sondern *ZU*hören. Faktenbasierte Entscheidungen sind wünschenswert, aber anderes spielt auch eine Rolle: Verteilungsfragen, Machtfragen, Parteistrategie etc. Das ist Politik. Ob gut oder schlecht, entscheiden die Wähler. (2/n)
"Hört auf die Wissenschaft" suggeriert, dass es nur eine einzige Antwort gäbe. Aber die Natur diktiert uns nichts. Sowohl beim #Klimawandel als auch bei #Corona gibt es unterschiedliche Strategien, die Teil eines gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses sind (3/n)
Wenn es um Lösungen & Politikmaßnahmen geht, sollte gute wissenschaftliche Politikberatung daher *Optionen* aufzeigen und unter welchen Voraussetzungen sie sinnvoll sind und mit welchen Risiken sie behaftet sind. Das wird aber oft nicht gemacht... (4/n)
...statt dessen wird eine einzige Lösung suggeriert, aber die Bewertungskriterien werden nicht offen gelegt.
Und manchmal äussern sich Wissenschaftler forschungsfremd, also zb ein Atmosphärenforscher dazu, ob eine CO2-Steuer oder ein Emissionshandel besser ist (5/n)
das erleben wir auch gerade bei den Virologen. Dazu hat @maithi_nk ein wunderbares Video gemacht:

Auch in der #Klimaforschung gibt es die Drostens, die Streecks und die Kekulés, mit ihren sehr unterschiedlichen Ansprüchen an wiss Politikberatung (6/n)
Summary: wissenschaftliche Politikberatung ist immer eine schwierige Gratwanderung. Ist man zu politisch, wird man in der Wissenschaft nicht mehr ernst genommen. Ist man zu wissenschaftlich, ist man irrelevant für die Politik. Aber es lohnt sich, diesen Grat zu beschreiten (7/n)
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